In weniger als zwei Monaten werden die neuen Konsolen von Sony und Microsoft veröffentlicht und noch immer konnten die beiden Hersteller keine Antwort darauf geben, was genau eigentlich "Next-Generation" daran sein soll. Neue Plattformen haben sich in der Vergangenheit nicht einfach nur durch stärkere Hardware ausgezeichnet, die höher aufgelöste Texturen und mehr Polygone ermöglicht, sie brachten etwas völlig neues mit. Man blicke auf die noch aktuelle Generation zurück: Die Wii-Bewegungssteuerung war wortwörtlich ein Game-Changer und Xbox 360 und PS3 nutzten zum ersten Mal richtig das Internet in verschiedensten Formen, von Online-Gaming über digitale Distribution bis Multimedia-Angebote. Nichts vergleichbares ist momentan für Xbox One und PS4 zu erwarten oder gar angekündigt. Alles bleibt wie gehabt, hier ein bisschen besser, dort ein bisschen mehr. Ein Hardware-Upgrade eben.
Dass es auch anders geht, hat in den letzten paar Tagen Valve bewiesen und speziell mit seiner letzten Ankündigung diese riesigen Konzerne geradezu vorgeführt. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen, Microsoft hat 100 Millionen US-Dollar dafür ausgegeben, um aus
diesen Controller
den hier zu machen. Natürlich braucht es nicht einfach nur eine Änderung der Änderung wegen, es muss auch einen Mehrwert für Spieler bieten. Die ersten Reaktionen von Entwicklern, die den Steam Controller bereits ausprobieren konnten, sind allerdings sehr vielversprechend und seien wir ehrlich, Valve würde kein solches Gamepad ankündigen, wenn es nicht davon überzeugt wäre, dass es auch wirklich funktioniert. Das hat das Studio weder nötig noch würde es dem entsprechen, was wir seit vielen Jahren von ihm gewohnt sind.
Ich bin übrigens davon überzeugt, dass Sony, Microsoft und auch Nintendo mit ähnlichen Dingen experimentiert haben, Valve hat Trackpads mit haptischen Feedback ja nicht erfunden, nur am Ende hat dort offenbar die Risikominimierung gesiegt. Doch der Controller ist ja nur ein Teil von dem, was angekündigt wurde. Valve möchte ja auch mit einem offenen Betriebssystem und der offenen Spieleplattform PC das Wohnzimmer der Spieler erobern. Konsolen sind in fast allen Bereichen den PCs immer hinterher gelaufen. Wenn ich vorhin erwähnt habe, dass Online-Multiplayer in der aktuellen Generation erstmals richtig Einzug erhielt, dann weiß jeder PC-Gamer natürlich, dass es das schon lange vorher am PC gab. Dass uns Microsoft nun auch noch Dedicated Server, die wir am PC seit dem Release von Quake im Jahr 1996 kennen, unter dem PR-Begriff "Cloud" als Neuheit verkaufen möchte, sagt ja eigentlich schon alles.
Doch bisher waren das eben zwei getrennte Welten. Selbst wenn es viele Dinge bereits lange vorher am PC gab und die Innovationen dank der Offenheit der Plattform dort stattfanden, berührte das die Konsolen nicht. Nun aber ist alles anders. Der PC wird in Zukunft die selbe Zielgruppe ansprechen wie Konsolen und diese werden es schwer haben, mit einer geschlossenen Plattform, die sich die nächsten sechs oder sieben Jahre nicht verändern wird, mit der Innovationskraft einer offenen Plattform mitzuhalten. Meiner Meinung nach werden sie daran scheitern. Das heißt natürlich nicht, dass die neuen Konsolen bereits vor ihrem Release dem Untergang geweiht sind, im Gegenteil. Ich glaube sie werden sich gut verkaufen und vorerst das primäre Spielegerät im Wohnzimmer bleiben.
Doch in den nächsten Jahren kann viel passieren, der Zyklus einer Konsolengeneration ist im IT-Zeitalter eine halbe Ewigkeit. Nehmen wir an, der PC kann ein paar Marktanteile gewinnen, nehmen wir an, er kommt als Zweitgerät für manche in Frage. Wie genau wollen Sony und Microsoft dann diesen Kunden ihre Playstation 5 oder Xbox... Two (?) noch einmal schmackhaft machen? Alle Spiele die sie präsentieren können laufen bereits auf den PCs und, je nachdem wieviel Geld reingesteckt wurde, sogar besser und mit hübscherer Grafik. Alle neuen Features wird es zu dem Zeitpunkt schon längst auf der offenen Plattform geben. Den Tod der Konsole vorherzusagen ist genauso unsinnig wie der seit Jahren gepredigte Tod des PCs. Doch hier wird es zu Änderungen kommen, das aktuelle Modell wird nicht mehr so weiter funktionieren können wie bisher. Nicht bei der nun kommenden Generation, aber bei der nächsten.