Als ich im Sommer 2010 die Ankündigungs-News für Dota 2 geschrieben habe, hatte ich keine Ahnung von dem Spiel bzw. der Original-Mod für Warcraft 3. Als ein Jahr davor bekannt wurde, dass Valve Icefrog eingestellt hat, wusste ich nicht einmal, dass es überhaupt existiert, geschweige denn dass es mit über zehn Millionen Spielern die wahrscheinlich populärste Mod aller Zeiten ist. Da war es also, ein brandneues Valve-Spiel und ich hatte keine Ahnung was ich davon halten sollte. Meine Reaktion darauf war deshalb relativ typisch für mich in so einer Situation: Eine trockene Analyse die vor allem zwei Ergebnisse brachte: Es ist das erste Strategiespiel von Valve und das erste mit einem Fantasy-Style.
Das war für mich zu diesem Zeitpunkt Dota 2. Kein Spiel auf das ich mich freue, sondern ein paar Fakten und Daten. Das hab ich auch in meiner
damaligen Kolumne so geschrieben. Da ich mich bis dahin aber auf jedes neu angekündigte Valve-Spiel gefreut habe, ja ihnen oft richtig entgegengefiebert habe, war das eine komische Situation für mich und mein Fazit in der Kolumne lautete damals ja auch sinngemäß "Klar werd' ich's ausprobieren, aber mäh".
867 Stunden. Das ist laut meinem Steam-Profil die Zeit, die ich in den letzten knapp zwei Jahren in Dota 2 verbracht habe. Das Spiel, zu dem mir vor drei Jahren nichts besseres eingefallen ist, als "wie sieht ein Strategiespiel mit der Source-Engine aus?", ist heute mein aktuelles Lieblingsspiel geworden, in dem ich fast jeden Abend ein bis zwei Stunden verbringe - mit Freunden oder mit Russen. Wenn ich mich mal über etwas geirrt habe, dann darüber. Mehr noch: Dota 2 hat mich auch (zumindest ein wenig) in den Bann von eSport gezogen und mir Spectating schmackhaft gemacht.
Ich habe früher einige der größten eSport-Titel durchaus intensiv gespielt, sei es Starcraft oder Counter-Strike, doch nie hätte es mich interessiert einfach nur dort zu sitzen und anderen beim Spielen zuzusehen. Für Dota 2 kann man locker nochmal ein paar hundert Stunden dazu rechnen, die ich allein mit Zuschauen verbracht habe. Ein Na'Vi-Match hier, ein Let's Play von Purge dort und Sunsfan und Reaves sind sowieso immer ein Highlight. Gerne auch nebenbei, während dem Kochen, Essen oder sogar während dem Sport.
Ich freu mich also auf das kommende The International und werde es so gut es geht (die neun Stunden Zeitverschiebung machen es nicht gerade einfach) verfolgen. Natürlich können damit nicht alle etwas anfangen, aber man sollte dem Spiel zumindest eine Chance geben. Etwas aus Informationsmangel oder Vorurteilen sofort auszuschließen, kann sich als ziemlicher Irrtum herausstellen. Das war zumindest meine Erfahrung mit Dota 2.