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Kolumne

Valve gegen Valve

10.11.2009 | 13:59 Uhr | von Trineas
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Seite 1 | 58 Kommentare
   
Valve gegen Valve Vergangene Woche passierte etwas Erstaunliches: Die größten Konkurrenten von Steam erklärten öffentlich, dass sie den vermutlich wichtigsten Titel des Jahres nicht auf ihren Online-Verkaufsseiten anbieten werden, weil Call of Duty: Modern Warfare 2 Steamworks nutzt. Meiner Meinung nach ist diese Aktion nicht nur dumm, sondern auch sinnlos. Keiner, der das Spiel möchte, wird es sich deshalb nicht kaufen, nur weil es bei Plattform XY nicht angeboten wird. Und keine Sorge Direct2Drive & Co: 99 Prozent eurer Kunden, die sich für so ein Spiel interessieren, haben bereits einen Steam-Account, ihr würdet Valve keine zusätzlichen Konsumenten bringen. Naja, jetzt schon, da ihr euch ja weigert das Spiel zu verkaufen.

Aber darauf will ich gar nicht hinaus, mir geht es um etwas ganz anderes: Was hätte Valve wohl Publisher Activision Blizzard bezahlen müssen, um das Spiel exklusiv vertreiben zu dürfen? Bei den Konsolen ist das gängige Praxis, Microsoft und Sony geben Millionen aus, um sich Titel exklusiv zu sichern. Und Valve? Die Konkurrenz legt sich auf den Boden und überlässt Steam kampflos das Feld. Und das ist etwas, was System hat. Valve scheint irgendwie immer Glück zu haben oder bevorzugt zu werden.

Wenn ein Spiel (z.B.: ein Indie-Titel) ausschließlich online aber bei mehreren Anbietern vertrieben wird, was wird dann in der Regel auf Spiele- und Newsseiten zitiert? "Ab sofort über Steam erhältlich". Und all diese Verkaufsplattformen haben auch Sonderangebote. Doch was ist vielen Seiten eine News wert? Der aktuelle Steam-Weekend-Deal. Klar, Steam ist der Marktführer und ich kritisiere ja gar nicht, dass nur Steam genannt wird. Dafür gibt es durchaus gute Gründe, etwa, weil eben die meisten damit vertraut sind, aber die Beispiele sollen eines zeigen: Valve hat einen, nennen wir es enormen Rückenwind.

Wer kann es also gegen Steam aufnehmen? Die Konkurrenz legt sich auf den Boden und stellt sich tot, bleibt also nur noch einer: Valve. Die Entwickler selbst sind momentan der größte Feind, den Steam hat. Beweise? Wir brauchen uns doch nur den Release von Modern Warfare 2 ansehen, der gerade wieder in einem Fiasko endete. Gigabyte an Daten nachladen zu müssen, wenn man ein Spiel im Geschäft kauft? Das darf einfach nicht sein. Und es ist ja auch nicht das erste Mal, bereits beim Release von Empire: Total War gab es die selben Probleme. Das war vor fast einem 3/4-Jahr. Und was hat Valve seitdem dagegen gemacht? Nichts.

Ich bin absolut für Steam, aber wie soll man beispielsweise jemanden von den Vorteilen, die das Programm hat, überzeugen, wenn dann so etwas passiert? Es kann noch so viele tolle Features haben, wenn man die Kunden (und indirekt auch weitere Publisher) von dem Produkt überzeugen möchte, dann darf das nicht passieren. Doch das Nachladen der Daten war ja nicht das einzige. Tage vorher bekam man die Meldung, dass der CD-Key ungültig ist, falls man schon ein Exemplar des Spiels vor sich hatte und es zu aktivieren versuchte. Gestern wurde diese Meldung dann auch noch in "das Spiel ist in ihrem Land nicht verfügbar" geändert. (Auch das kennen wir schon vom Empire: Total War-Release im Frühjahr.)
Bitte was? Wie kann es solche Meldungen nur geben? Wieso wird man als Nutzer nicht darüber aufgeklärt, dass alles in Ordnung ist und man einfach nur noch einen Tag warten muss, bis das Spiel aktiviert werden kann? Hat sich noch kein einziger Steam-Entwickler darüber Gedanken gemacht? Ich mein, wir reden hier von Valve. Die Leute, die bekannt für ihre intuitiven Spiele sind. Die jedes Gameplay-Element in ihren Games tausend Mal testen, alle Daten dazu aufzeichnen und sogar die Gesichter der Playtester filmen um anschließend ihre Emotionen ablesen zu können. Vielleicht sollten sie mal ein paar Leute dabei filmen wie sie Steam und anschließend Modern Warfare 2 installieren, da würde man bestimmt einige eindrucksvolle Emotionen präsentiert bekommen.

Und ich kratze jetzt ja nur an der Oberfläche, es gibt eine Vielzahl an Beispielen die man aufzählen könnte. Was irreführende Fehlermeldungen von Steam anbelangt hab ich sogar ein eigenes Highlight: "Die Steam-Server sind zur Zeit überlastet. Versuchen sie es später erneut." Das beste daran: Sie stimmt ja nicht einmal. Die Steam-Server sind nie überlastet, das ist einfach die Standard-Meldung wenn keine Verbindung zwischen dem Client und den Steam-Servern aufgebaut werden kann. Das kann etwa an einer schlecht konfigurierten Firewall liegen oder an anderen Internetproblemen des Nutzers. Aber wird er darüber informiert? Nein, er probiert es in zwei Stunden einfach nochmal und erhält die selbe Meldung erneut, weil seine Firewall logischerweise noch immer Steam blockt.

Dagegen ist ja die Tatsache, dass ein Valve-Mitarbeiter in einem Unterforum in einem kurzen Posting erklärt hat, dass Modern Warfare 2 am 10. November aktiviert werden kann, ja geradezu eine offene Informationspolitik. Dass man natürlich diese Info auch auf die Steam-Store-Seite des Spiels hätte setzen können, die wohl 99% der Leute anklicken, die eine Info suchen, wann das Spiel gespielt werden kann, daran hat man wohl nicht gedacht. Dort stand nur das Steam-Releasedatum 12. November und heizte die Gerüchteküche, dass man das Spiel nicht am Dienstag freischalten lassen kann, zusätzlich an.

Das sind einfach alles so Dinge wo ich mich frage: Wo bleibt das Einfühlungsvermögen? Wieso können sich die Entwickler nicht in die Nutzer hineinversetzen? Und ich meine jetzt nicht euch. Die meisten die diesen Text hier lesen sind geradezu Steam-Profis. Stellt euch mal den Typen vor der noch nie etwas von Steam gehört hat, am Montag durch die Stadt bummelt, in einem Laden das Spiel Modern Warfare 2 entdeckt, es kauft und daheim versucht zu installieren und dann die Meldung liest: "Das Spiel ist in ihrem Land nicht verfügbar". Der weiß nichts von Steam, der weiß nichts von irgendwelchen Aktivierungen, der weiß nichts davon, dass es am Tag darauf (problemlos?) funktioniert.

Valve hat mit Steam insgesamt natürlich gute Arbeit geleistet, sonst wären sie nicht dort wo sie jetzt sind. Dieser Erfolg kommt nicht durch Glück, sondern durch die enorme Leistung der Entwickler und ich wäre wohl der allerletzte, der ihnen das absprechen würde. Die Konkurrenz gibt ohnehin lieber auf anstatt es besser zu machen, offenbar trauen sie sich gar nicht zu, dass sie es könnten. Und genau deshalb kann ich nur dieses eine Fazit ziehen: Der größte Konkurrent den Valve zur Zeit hat, um mit Steam engültig den Standard für die PC-Plattform zu etablieren, ist Valve selbst.

von Trineas

   
 
   
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