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Forum > Community > Art Board > "Stasis" - Geschichte in Co-Produktion 2 Bewertungen - Durschnitt: 5
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68 Beiträge
Letzter Beitrag Seiten (5):  [1] 2 3 ... 5 »


Autor Beitrag
# 1
Lamarr  (33)
Nachricht offline
Ichthyosaur
10.036 Punkte
Dabei seit: 28.11.2004
2.897 Beiträge
"Stasis" - Geschichte in Co-Produktion
Hi!
In diesem Thread möchte ich eine Geschichte vorstellen, die ich zusammen mit neufeld schreibe. Wir sind schon relativ weit, aber noch nciht fertig. Kritik und Anregungen sind immer wilkommen!

Zum Inhalt:

Es geht um einen Durchschnittstypen - Walter Schmitt - der eigentlich nur seinem Hobby nachgehen möchte, dem Fliegenlassen von Modellflugzeugen. Dazu geht er, wie sonst auch, zu einer nahe gelegenen Felderlandschaft. Unglücklicherweise stürzt sein Modellflugzeug ab und landet mitten in einem Maisfeld.
Also beschließt er, in das Maisfeld hineinzugehen, um die Absturzstelle zu ermitteln.
Es kommt, wie es komemn muss: Zwischen den zahllosen Maisreien verirrt er sich.
Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, muss er doch etwas Schreckliches feststellen, als er wieder aus dem Feld herausfindet: Irgendetwas stimmt nicht mit der Welt... Alles ist anders, als es war, bevor er das Feld betreten hatte. Obwohl - ist es überhaupt SEINE Welt?

Viel Spaß beim Lesen! :D
Fortsetzung folgt.
____________________________________
Forum Member since 2004[/font]
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05.08.2006, 00:54 Uhr Anzeigen
# 2
Lamarr  (33)
Nachricht offline
Thread-Starter
Ichthyosaur
10.036 Punkte
Dabei seit: 28.11.2004
2.897 Beiträge
Hier ist das, was wir bis jetzt geschrieben haben. Dies kann auf Vorschlage hin auch noch verbessert werden! :)



Stasis

1

Es war ein heißer Augusttag, an dem sich Walter Schmitt auf den Weg zu den Feldern machte, vielleicht sogar der heißeste im Jahr. Zu der sengenden Sonne kam eine erdrückende Schwüle, eine enorme Luftfeuchte, als schwebte die Welt über einem brodelnden Wasserkessel. Zum wiederholten Male wischte sich Walter mit dem Handrücken über die Stirn, um gegen den scheinbar nicht versiegen zu wollenden Schweiß anzukämpfen. Unter einen Arm hatte er ein Modellflugzeug geklemmt, um den Hals trug er eine Steuereinheit, mit der sich das Flugzeug fernsteuern ließ.
Ja, das war sein Hobby: Modellflugzeuge. Schon als Kind hatte er mit Freude und Eifer Maßstabsgetreue Nachbildungen von Weltkriegsmaschinen gebaut, an denen er oft tagelang gesessen war. Später hatte er sich dann er dem Bereich der fernsteuerbaren Fluggeräte zugewandt und hatte viel Geld und Zeit in diese Beschäftigung investiert. Seine ganze Garage war gefüllt mit Hubschraubern, Jets und sogar kleinen Untertassen, die er selbst gebaut hatte.
Wenn er einmal Zeit fand, zum Beispiel an einem Samstag, wie heute, dann ging er in die Garage und suchte sich eines seiner Stücke aus.
So war es auch an diesem Tag. Nur, dass er heute eine komplett neue Konstruktion erstmalig testen wollte, der „Jungfernflug“ sozusagen. Für dieses Vorhaben ging er wie immer zu einem Gebiet von weitläufigem Ackerland, das unweit von seiner Wohnsiedlung lag. Hier waren die Bedingungen ideal: Keine Passanten, die ihn durch ihr Gegaffe nerven könnten und keine störenden Funkfrequenzen, die seine Steuereinheit durcheinander bringen könnten. Auch ein Absturz blieb meistens erfreulich folgenlos, da der meist frisch gepflügte Untergrund der Felder den Sturzflug abdämpfte. Auch gefiel ihm die Landschaft hier, das sanfte Auf und Ab der Ackerhügel, die mit ihren warmen Erdtönen oder ihrem lebendigen Grün eine beruhigende Stimmung schafften. Dazu kam ein leichter Wind, der geheimnisvoll durch den Mais säuselte. Für Walter, der als Anwalt tätig war, war dies der perfekte Ausgleich zu seinem Beruf.

„Der steigt aber hoch!“, rief Walter erstaunt, nachdem er seinem selbst konstruierten Flugzeug Schub gegeben hatte. Seine Idee, einen neuartigen Verbrennungsmotor zu verbauen schien sich zu bewähren, da dieses Flugobjekt mit einer Kraft gen Himmel schoss, wie er es bisher noch nicht gesehen hatte. Auch die Steuerung funktionierte erstaunlich gut; Walter zog große Kreise und schnelle Richtungswechsel. Es war ihm eine Freude, zu sehen wie sich seine wochenlange Arbeit bezahlt machte. Tage hatte er im Keller verbracht, wo er sich eine kleine Werkstatt eingerichtet hatte. Dort fanden sich alle Utensilien, die man las Modellbauer brauchte. Leisten konnte er sich das ohne Probleme, da er überdurchschnittlich gut mit seiner Anwaltskanzlei verdiente. Auf Anraten eines Freundes hatte er sich einen schicken und kostspieligen Sportwagen zugelegt, einen Mercedes SL 55 AMG. Zu seiner Überraschung musste er allerdings feststellen, dass ihm die 517 PS des V8-Motors nicht mehr Spaß bereiteten als die 2,5 seines Modellflugzeuges. So kam es, das dass Auto an den Wochenenden meist in der Garage blieb. Walter machte lieber einen „Ausflug zu den Feldern“, wie er es selbst nannte.
„Oh nein!! Verdammter Mist!“, rief er laut. Walter beobachtete bestürzt, wie sein Flugzeug immer tiefer sank, obwohl er es durch die Steuerungseinheit zum Steigflug antrieb. Aber es reagierte nicht mehr. Schon kurz davor war ihm aufgefallen, dass die Maschine irgendwie verzögert auf seine Lenkbefehle reagierte. Dies war ein bekanntes Alarmsignal, er hätte es nicht ignorieren dürfen.
„Diese blöden Batterien! Dass die ausgerechnet jetzt leer gehen müssen!“ Genau so war es – er hatte die Batterien der Fernsteuerung das letzte Mal vor zwei Wochen gewechselt. Kein Wunder, dass diese jetzt völlig entladen waren. Dass er daran nicht gedacht hatte, bevor er losgegangen war! So ein Fehler war ihm bis jetzt noch nie unterlaufen.
Sein Flugzeug taumelte jetzt über einem dicht bewachsenen Maisfeld, dessen Stauden größer waren, als Walter selbst. Mit einer letzten, laut hörbaren Fehlzündung stoppte der Motor seinen Betrieb und das Flugzeug schien fast senkrecht nach unten zu stürzen. Und zu allem Übel landete es in der Mitte des Maisfeldes. Walter fixierte genau die Position, wo er die Absturzstelle vermutete.
„Wenn ich von hier immer geradeaus gehe, direkt in das Maisfeld hinein, kann ich es vielleicht finden.“, dachte er. Walter bemerkte jetzt, dass das Feld nicht wahllos bepflanz war, sondern dass die Maisstauden in perfekten Reihen angeordnet waren. So würde es ihm ein leichtes sein, durch die „Pflanzenkorridore“ in die Mitte vorzudringen.
Mit einem leichten Trab betrat er das Feld.


2

Schon nach kurzer Zeit merkte er, dass das Vorrankommen gar nicht so einfach war, wie gedacht. Immer wieder hefteten sich die riesigen Pflanzen an Hemd und Hose, immer wieder bekam er einzelne Stauden unsanft ins Gesicht geschlagen. Zwar wiesen ihm die sauberen Reihen offenbar einen direkten Weg, doch kamen ihm schon als er wenige Meter im Maisfeld war erste Bedenken. Auch fürchtete er, unliebsame Bekanntschaft mit freilaufenden Hunden zu machen, denn schon oft hatte er gesehen, wie Hundebesitzer ihre teilweise riesigen Tiere unbehelligt durch allerlei Felder sausen ließen.
Am allermeisten machte ihm derzeit jedoch die Hitze, oder eher die besonders hohe Luftfeuchtigkeit, zu schaffen. Immer wieder blieb er stehen und wischte sich mit einem Hemdärmel den Schweiß von der Stirn, blickte dabei aber immer wieder prüfend in alle Richtungen, ob er den auch tatsächlich auf dem richtigen Weg sei. Beschworen hätte er es nicht, denn er war zwar zielsicher den geraden Zwischenräumen gefolgt, doch weder Start, noch Ziel waren zu erkennen.
Immer weiter lief er in das riesige Feld hinein. Ob er seinem Flugzeug schon sehr nahe oder noch relativ weit entfernt war, konnte er nicht sagen. Zu oft war er stehen geblieben oder gestolpert, zu oft hatte er das Schritttempo zwischen schleichend und eilend variieren lassen, zu oft hatte er sich kontrollierend umgesehen, den Schweiß weggewischt oder immer wieder auf der Fernsteuereinheit herumgedrückt, die er die ganze Zeit abwechselnd in der rechten oder linken Hand mitgeschleppt hatte, statt sie um den Hals zu hängen, in der Hoffnung, der Modellflieger würde sich dadurch irgendwie klanglich bemerkbar machen. Doch nichts war zu hören. Absolute Stille.
„Die Batterien sind wohl vollkommen leer“, gestand sich Walter schließlich resignierend selbst ein, „oder viel schlimmer, vielleicht ist auch das Flugzeug sehr mitgenommen.“
Als er mit einigen der zwischenzeitlich immer dichter wachsenden Maisstauden kämpfend, schon darüber nachdachte, was er im Zuge einer Reparatur wohl ansonsten noch dazu bauen würde, fiel ihm plötzlich auf, dass nicht nur sein Flugzeug nicht antwortete, sondern tatsächlich absolute Stille herrschte. Keinen Vogel konnte man zwitschern hören, keinen Hund bellen, keinen Traktor fahren. Nur die Streifgeräusche der Maisstauden.
Walter blieb stehen, hielt für wenige Sekunden die Luft an. „Tatsächlich. Nichts!“
„Sein grünes Grab“, fiel ihm spontan ein.
Der heutige Modellflugzeugfan musste an sein Jugendhobby denken, das Schreiben von Kriminalgeschichten. Eine seiner Storys hatte diesen Titel getragen. An den genauen Inhalt konnte er sich nicht mehr erinnern und dieser war leider auch nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Seine Geschichten-Mappe ging irgendwann bei einem Umzug verloren. Ein Verlust, der ihm immer wieder bitter schmerzte.
5 vollendete und 6 begonnene Kurzgeschichten waren es gewesen, alle fein säuberlich auf der Schreibmaschine getippt, entstanden zwischen seinem 14. und 17. Lebensjahr.
Eine dieser Geschichte, „Der Fänger“, die seines Erachtens beste, hatte er auch an mehrere Verlage geschickt, eine Antwort jedoch nie erhalten.
„Dieses Maisfeld könnte auch ein grünes Grab sein, so groß wie das ist.“, Walter lachte nervös. In der eigentlichen Geschichte war es um einen Mörder gegangen, der seinen Opfern im Wald auflauerte, sie dann ins Dickicht lockte und dann die Tat vollführte.
„Wenn ich mal Zeit habe, schreibe ich das neu. Diesmal mit einem Mörder in einem Maislabyrinth oder so.“, er musste laut auflachen.
Weniger lustig fand er inzwischen seine eigene Situation. Mehrere teuflisch juckende Mückenstiche überzogen seinen Arm und die Maisreihen waren immer dichter geworden, nun kaum noch zu erkennen. Auch fiel ihm auf, dass er deswegen auf der Rückkehr womöglich ziemlich vom Kurs abkommen könnte. Aber egal, Hauptsache er konnte sein Flugzeug retten. Doch selbst damit war er sich inzwischen nicht mehr sicher. Im Grunde hätte doch schon längst da sein müssen, wenn er noch auf dem richtigen Weg war. Im schlimmsten Fall müsste er wieder das Feld verlassen, das Modell neu orten und den Marsch von neuem antreten. Und das bei der Hitze!
„Eine Minute lauf ich noch weiter, wenn ich dann immer noch nicht da bin, laufe ich quer aus dem Drecksfeld. Ganz egal, wie viele Stauden dabei dran glauben müssen.“
Tatsächlich war er noch einige Minuten mehr gelaufen, ein Zeitgefühl hatte er aber schon längst nicht mehr, eine Uhr unglücklicherweise auch nicht dabei.
So lief er weiter durch das Feld, mit beiden Händen sich einen Weg durch die grünen Vorhänge bahnend. So langsam wurde er panisch, er hätte nie geglaubt, dass das von Außen so klein wirkende Maisfeld in Wirklichkeit so groß war!
Und so hoch…
Ihm war auf einmal, als wären die Maispflanzen mit einem Schlag gewachsen. Dies war natürlich Unsinn, aber er war sich sicher, dass sie ihn nur knapp überragt hatten, als er das Feld betreten hatte. Jetzt waren sie aber fast einen halben Meter größer als er! Noch nie im Leben hatte er so enorme Maisstauden gesehen. Die buschigen Triebe, die Kronen der Pflanzen, versperrten weitgehend seine Sicht nach oben, sodass der Himmel nur noch aus weißen, blendenden Flecken bestand.
„Ich muss hier sofort raus!!!“, schrie Walter panisch. Er hatte das Gefühl, verfolgt zu werden. So beschleunigte er seine Schritte und nahm ihn Kauf, dass ihm ab und zu einer der Pflanzen ins Gesicht schlug. Auf einmal meinte er, hinter sich ein Rascheln zu hören. Sich umzudrehen wagte er nicht. Er verengte die Augen zu Schlitzen, hob die Arme Schützend vor den gesenkten Kopf und preschte voran, wobei er eine Pflanze nach der anderen Knickte. Seine Panik war zur Raserei geworden.
Dann endlich konnte er vor sich, in kurzer Entfernung, die Konturen einer Landschaft erkennen.
„Das ist es! Endlich bin ich draußen!!“, dachte Walter.
Mit Schwung durchbrach er die letzte Reihe, die ihn in die Freiheit führte und atmete erleichtert aus.


3

Er musste fast das ganze Feld durchquert haben, denn die umliegende Landschaft kam ihm nicht im Geringsten vertraut vor. Um ihn herum nichts als weitere Felder, zumeist brachliegende.
Ob er sein Flugzeug überhaupt noch wieder haben wollte, erschien ihm derzeit mehr als fraglich. Nun war es erst einmal wichtig wieder zurück auf den Feldweg von vorhin zu kommen, dann würde er weitersehen und unter Umständen mit Unterstützung einiger Freunde am späten Nachmittag oder am darauf folgenden Tag eine weitere Bergungsaktion starten.
Doch so ganz wollte und konnte er dem Frieden nicht trauen. Die Panik lag ihm immer noch im Nacken.
„Um Gottes Willen! Wie groß ist das Feld denn?“, Walter erschrak als er nach hinten blickte um die Strecke seines Rückwegs am äußeren Rand des Anbaugebiets zu mustern. Er hatte es zwar als groß in Erinnerung, aber nun schien es ihm geradezu riesig. Mehrere Kilometer in Länge und Breite.
„Das kann doch nicht sein! Ich habe das vorhin doch ganz klar überblicken können. Einige hundert Meter vielleicht, sicher nicht mehr!“
Er bemühte sich krampfhaft, eine plausible Erklärung zu finden, doch ihm viel keine ein.
Und gleichzeitig wurden das ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmen kann und die Panik immer stärker. Um sich einen erneuten Überblick zu verschaffen, musterte Walter die Umgebung nun ganz genau. Felder, Felder, nichts als Felder. Viele davon, besonders in der unmittelbaren Nähe, lagen brach und waren unbebaut, beziehungsweise frisch gepflügt. Teilweise einfach Erde, teilweise bewachsen von Unkraut oder vereinzeltem Gras. Zum aller ersten Mal wurde ihm bei diesem Anblick bewusst, wie weit doch der Horizont war. Geradezu unwirklich weit. In der Ferne konnte er bebaute Ackerfläche erkennen, wie grüne und bräunliche Flicken auf einer zerschlissenen Decke.
Und die Stille! Wie ihm schon vorhin im Feld aufgefallen war, herrschte hier absolute Ruhe. Keine Tierlaute, kein Windsausen, keine Autobahn, keine Flugzeuge. Nur ein ganz leises Pfeifen oder Rauschen, welches Walter vor allem in Stresssituationen immer wieder hörte, lag in seinen Gehörgängen. Und während er sich vollkommen auf die stille der Natur konzentrierte, wurde gerade dieses Rauschen immer lauter und intensiver.
Schnell begann er es mit Fingerschnippen zu übertönen, was zeitweise auch funktionierte, bevor der Tinnitus sich immer wieder wie eine Decke aus Geräusch über Walters Kopf legte.
„Irgendwas lauert in dem Maisfeld auf dich.“
Wieder hatte Walter dieses Gefühl, nur diesmal hatte er zunächst besser unter Kontrolle, da er nicht mehr unmittelbar im Feld selbst war.
„Aber es wird dich hineinziehen!“
Wie von Sinnen rannte Walter los. Nur weg! Weg von dem Drecksfeld!
„Aber es wird dich hineinziehen!“
Walter rannte so schnell er konnte; nicht schnell genug.
Sein grünes Grab!
Walter stolperte und fiel, die Flugzeugfernsteuerung splitterte unter seinem Gewicht, die nach oben abgebogene Sendeantenne stach schmerzhaft in seine Brust. Er bemerkte es kaum, sondern ließ die Steuereinheit liegen.
Schweißüberströmt lag er am Boden, konnte erst einige Minuten später wieder klare Gedanken fassen. Er hatte sich vollkommen verausgabt; wie in Todesangst war so schnell gerannt, wie er es wohl seit seiner Jugendzeit nicht mehr oder womöglich noch nie getan hatte.
„Ich werde jetzt nach Hause gehen.“, sagte er ganz langsam, um sich selbst zu beruhigen.
Er kniff die Augen zusammen und sah sich um. „Wo..Wo bin ich hier?“, fragte er laut. So sehr er es versuchte, er konnte nicht verleugnen, dass dies eine komplett andere Landschaft war.
Bevor er das Maisfeld betreten hatte, hatte alles ganz anders ausgesehen, er war sich sicher.
„Ganz da hinten, da war doch ein Asphaltweg, da stand ich doch vorhin drauf! Und das Maisfeld war viel kleiner! Außerdem stand da vorne doch so eine kleine Hütte…“ Walter konnte sich nicht erklären, was geschehen war. Besonders irritierte ihn, dass es das einzig bebaute Feld in nächster Nähe war. Denn er war sich ganz sicher, dass gegenüber des Maisfeldes eine kleine Obstwiese gelegen hatte.
„Vielleicht ist es ja wirklich so, dass das Feld das irgendwie verdeckt.“, sprach Walter ganz leise, als wüsste selbst, dass das nicht stimmen konnte.
Er beschloss doch zum Feld zurückzulaufen, so schwer im das angesichts seiner Panikanfälle von vorhin auch fallen würde, um es dann zu umrunden. Auf der anderen Seite würde er dann sicherlich wieder auf den Asphaltweg treffen, über den er gekommen war.
Trotzdem konnte er nicht begreifen, warum ihm das Feld jetzt so viel größer erschien…
Er beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken und machte sich wieder auf den Weg, direkt in Richtung des „Horrorfeldes“.


4

Von Panikanfällen verschont, aber selbstverständlich mit gebührendem Abstand zum Feld, lief Walter die äußeren Staudenreihen entlang. Obwohl er sämtliche ungute Gedanken zu verdrängen versuchte, gelang es ihm nicht, sein Gehirn abzuschalten und so hämmerte es immer wieder: „An dieser Landschaft stimmt was nicht.“
„Rascheln! Da kommt was aus dem Dickicht!“
Walters Füße setzten zum Sprint an, doch noch bevor er loslegte, gaben seine Augen Entwarnung. Nichts. Nur Einbildung.
„Walter, du spinnst.“, er begann mit sich selbst zu sprechen, „beziehungsweise noch spinnst du nicht, aber wenn du die Nerven bewahren willst, musst du jetzt logisch denken.“
Was könnten die Ursachen für seine Panikattacken und Orientierungslosigkeit sein?
„Hab ich getrunken? Nein! Hab ich Fieber? Nein, glaube ich nicht, auch wenn ich schwitze wie sonst was. Hab ich vielleicht einen Sonnenstich?“. Eigentlich fühlte er sich gesundheitlich trotz aller Erschöpfung recht stabil, aber vielleicht war es doch irgendwas ernstes, Walter konnte es nicht sagen. Wenn dem so gewesen wäre, hätte er schnell zum Arzt gemusst, oder zumindest nach Hause, da er befürchtete, umzukippen.
„Bin ich überhaupt auf dem richtigen Weg?“, er blickte sich noch einmal ganz um. „Theoretisch ja, aber praktisch ist doch da hinten gar nichts.“ Er versuchte einen Wasserturm zu orten, den es hier irgendwo in der Ferne gab und der ihm auch schon als Fotomotiv gedient hatte, doch von diesem war nichts zu sehen. In der Ferne erkannte er nur Felder, Felder und nochmals Felder. Die einzige Abwechslung waren gelegentliche Hügel, die meist graßbewachsen waren, Ihm war, als hätte sich etwas an der Landschaft verändert. Das deutlichste Anzeichen dafür war, das der ihm so bekannte Wasserturm, eine Art „Wahrzeichen“ des Dorfes, am Horizont schlichtweg nicht aufzufinden war.
Wieder redete er sich ein, der sei sicher hinter dem Feld verborgen. Unbeirrt, von dieser These geradezu angespornt, machte er sich wieder auf den Weg. „Ja, ich bin da natürlich auf dem richtigen Weg.“
Im Marschschritt legte er die Strecke hinter sich. „Natürlich ist das der richtige Weg, natürlich stimmt mit der Landschaft alles, natürlich ist nichts im Gebüsch und natürlich habe ich keinen Hirnriss oder Sonnenstich oder Herzanfall oder sonst irgendeinen Quatsch. Alles bestens.“ Walter hatte, auch auf die Gefahr hin, böse zu stolpern, die Augen geschlossen. Denn er wollte nicht mit den Augen sehen, was ihm sein Gehirn auch so, nur zu eindringlich, zeigte: Eine menschenlose Landschaft, ein endloser Horizont, eine menschenleere Landschaft.
Nach kurzer Zeit gab er jedoch dem natürlich Drang nach und öffnete die Augen wieder, worauf sich ihm ein unglaubliches Bild bot: Das Maisfeld, an dem er jetzt entlang schritt schien sich noch mehrere hundert Meter weit hinzuziehen. Er tat sich schwer, das, was er sah, als real zu akzeptieren.
Das Vorankommen war äußerst anstrengend, da er sich nicht traute, direkt neben dem Maisfeld auf dem festen Grasstreifen zu laufen, sondern im angrenzenden Feld, das frisch aufgepflügt war. Durch die lockere Erde zu stapfen war geradezu qualvoll schwer, und die Sonne stach in seinen Nacken.
Dann endlich, nach minutenlangem, beschwerlichem Marsch, war er an der Ecke des Feldes angekommen. Hier, am äußersten Rand, waren die Stauden etwas niedriger. Vereinzelte Exemplare trugen schon Früchte; pralle, schwere Kolben, deren gelbe Körner noch von grünlichen Blättern ummantelt waren. An der Spitze dieser „Maiskokons“ ragte ein kleines Büschel heraus, der wie ein Haarschopf aussah.
„Wie die Haare eines toten Babys.“, dachte Walter spontan und erschauderte sogleich. Es war ihm ein Rätsel, warum ihn in stressigen Situationen immer wieder solch grässliche Gedankenblitze trafen.
Immer noch stand er an der Ecke des Feldes, und traute sich nicht richtig, zu schauen, was dahinter lag. Was wäre, wenn der gesuchte Asphaltweg, der wie ein schnurgerader Strahl zum Feld führte, einfach nicht da wäre? Eine geradezu absurde Vorstellung – natürlich musste er vorhanden sein.
Walter machte sich Mut und trat dann mit beherzten Schritten hinter der Ecke hervor.


5

Er reagierte erstaunlich ruhig. Ohne eine Miene zu verziehen, nahm er zur Kenntnis, dass sich auch hier weder Weg, noch Wasserturm, noch sonst irgendetwas Vertrautes befand.
Er hätte schreien können, hätte fluchen können, aber er blieb vollkommen regungslos. Erst nachdem er bestimmt über eine Minute wie ausgestopft auf die endlosen eintönigen Felder und den sich scheinbar immer weiter ausdehnenden Horizont gestarrt hatte, raffte er sich zu einer ersten Bewegung auf. Er trat einige Schritte nach vorne und wuschelte sich nachdenkend durch die Frisur.
„...und jetzt?“
War er vorhin womöglich gar nicht an seinem „Standard-Flugplatz“ gewesen, sondern viel weiter oder in eine andere Richtung gelaufen und dort hatte es nie einen Asphaltweg geben?
„Möglich...“, obwohl er wusste, dass das Quatsch war, beruhigte ihn diese Theorie zunächst, „..und die Hitze macht einem ja auch ganz schön zu schaffen.“
Gleichzeitig entwickelte er eine neue Theorie. Wenn er nun alles „rückwärts“ machen würde, käme er dann vielleicht zurück zum Asphaltweg?
Einen kurzen Moment lang spielte Walter mit dem Gedanken das wirklich zu probieren, aber erstens tat er das dann doch schnell wieder als Unsinn ab und zweitens hätten ihn keine zehn Pferde zurück in das Maisfeld gekriegt.
So blieb er stehen und schaute sich um. Links neben ihm, das gigantische Maisfeld, an dem er entlang marschiert war und hinter ihm ein kleines Rapsfeld, das von weitem aussah, wie ein grünes Meer, auf dem Gelbe Blüten schwammen. Vor ihm lag ein schier endloser Horizont, der durch nichts begrenzt wurde. Eine hohe Bergkette oder tief hängende Wolken gab es nicht. Die Luft war sehr klar, sodass es möglich war, extrem weit zu sehen. Die Landschaft, die sich vor ihm ausbreitete wie eine tausendfach geflickte Decke, bestand aus zahllosen kleinen und großen Feldern, teils bebaut, teils brachliegend oder gepflügt. Vereinzelte Hügelketten waren zu entdecken, manche davon erstaunlich hoch. Auch sie waren Ackerland und Walter fragte sich, wie es wohl möglich sei, Felder mit einer so großen Schräglage zu bearbeiten.
Nirgendwo war die Spur eines Dorfes oder eines Turmes, er konnte keinen einzigen Strommast ausmachen, geschweige denn, irgendetwas Bekanntes.
Das nächste, was ihm auffiel, war die unwirkliche Stille. Schon als er aus dem Maisfeld herausgekommen war, hatte er es bemerkt. Kein Geräusch dran an sein Ohr, abgesehen von einem kaum hörbaren Rascheln, das der Wind erzeugte, während er durch das Maisfeld strich.
Walter bemühte sich ruhig zu bleiben und ließ die jüngsten Ereignisse noch einmal Revue passieren: „Also, als erstes ist mein Flugzeug in das Feld gestürzt. Ich bin hineingelaufen, um es zu suchen. Dabei habe ich mich wohl verirrt und Panik bekommen. Dann bin ich aus dem Feld raus gerannt. Jetzt bin ich hier, auf der anderen Seite des Feldes.“
Er sah gen Himmel, wo die Sonne gleißend hell an ihrem höchsten Punkt stand. Wie ein gewaltiges Zyklopenauge stierte sie auf Walter herab.
„An ihrem höchsten Punkt..“, dachte Walter. „Die Sonne steht im Zenit… Im Zenit?? Das würde ja bedeuten…es ist 12 Uhr!!!“ Walter war kurz davor, wieder in Panik auszubrechen.
„Das kann doch überhaupt nicht sein! Das ist völlig unmöglich! Als ich aus dem Haus bin, da war es zirka 13 Uhr! Und seit dem, mit allem was passiert ist, sind mindestens zwei Stunden vergangen!“
Dann, mit einem Mal, drängte sich ihm ein anderer Gedanke auf, der, er wusste nicht warum, für ihn noch schlimmer war als der vorherige: „Walter, du gehörst hier ganz und gar nicht hin!“
Hastig schnippte er wieder mit den Fingern und trampelte mit den Füßen auf Boden. Unbemerkt hatte sich sein Tinnitus nämlich wieder verstärkt und war nun so laut, dass es schier wehtat. Noch nie hatte ihm das normalerweise nicht zu hörende Pfeifen und Rauschen so viel Kummer bereitet wie jetzt - dabei handelte es sich dabei doch im Moment um das geringste Problem.
Walter begann kleine Melodien zu summen, begann leise zu murmeln. Und tatsächlich, die Wirkung stellte sich ziemlich schnell ein, denn zumindest das Pfeifen verschwand. Nur ein leises Rauschen konnte er zeitweise noch hören.
Die Hitze, verbunden mit all den vorangegangenen Anstrengungen, setzte ihm wahnsinnig zu und so setzte er sich erschöpft auf den Lehmboden, zwar mit einiger Furcht um die Reinheit seiner Kleidung, aber die spielte derzeit wirklich eine sehr, sehr untergeordnete Rolle. Er winkelte seine Knie an und stützte seinen Kopf darauf.
„Ganz egal, wo ich hier bin, mein Kopf spielt mir makabere Streiche und ich habe mich tierisch verlaufen.“, Walter hustete, „...wenn man sich verlaufen hat, soll man dort wo man steht, stehen bleiben und warten bis jemand vorbei kommt.“
Walter fragte sich, ob an der Weisheit was dran ist und er ihr folgen sollte. Ziemlich schnell fasste er aber den Entschluss, dass hier in nächster Zeit wohl garantiert überhaupt niemand vorbei kommen würde. Und auch suchen würde ihn so schnell niemand; eine Partnerin hatte er nicht und seine Nachbarn, Bekannten und Freunde würden wohl erst in einigen Tagen das Verschwinden bemerken und es dann womöglich auf einen Kurzurlaub schieben, denn derartiges hatte Walter in den letzten Jahren bereits öfters gemacht. Wenn er in der Kanzlei nichts zu tun hatte, reiste er ab und zu, ohne irgendjemanden Bescheid zu sagen, einfach für ein, zwei Wochen irgendwo hin. Zuletzt um die Weihnachtstage nach England.
Obwohl er eigentlich ziemlich viele Freunde und Bekannten hatte und es ihm, wahrscheinlich aufgrund seines Berufes, immer einfach fiel auf andere Leute zuzugehen, war er doch immer ein Einzelgängertyp gewesen. Abende verbrachte er am liebsten, ob Sommer oder Winter, alleine in seinem Garten, die Natur bewundernd. Seinem Hobby, dem Modellbau, konnte er nur in totaler Stille und Einsamkeit nachgehen; den Tinnitus hörte er dabei übrigens nie, da es sich beim Planen, Zusammenbauen und Testen der Maschinen, zumindest seines Erachtens nach, um absolute Entspannung handelte.
Verheiratet gewesen war er bereits 2 Mal, doch die Ehen hatten jeweils nicht länger als ein Jahr gehalten. Es gelang ihm einfach nicht, sich auf die Bedürfnisse anderer einzustellen, oder Gewohnheiten abzulegen. Er besaß auch leicht egoistische Charakterzüge, die er sich allerdings nie selbst eingestehen wollte.
„Du bist hier komplett alleine, in einer fremden Umgebung, du hast dich verirrt und du hast weder etwas zu Essen noch zu Trinken bei dir.“ Seltsamerweise verspürte Walter weder Durst noch Hunger, was nach den Strapazen überraschend war. Er selbst dachte jedoch nicht weiter darüber nach.
„Du hast auch kein Handy dabei!“ Was war es auch für eine Dummheit gewesen, das Handy zuhause liegen zu lassen. Der Grund dafür war nur, dass er, während er seinem Hobby nachging, nicht gestört werden wollte – am wenigsten von Geschäftsanrufen Der Preis dafür war, dass er jetzt keine Möglichkeit hatte, Hilfe zu rufen.
„Ich könnte auch um Hilfe schreien. Aber ob das so viel Sinn macht…“
Walter rappelte sich hoch, klopfte sich nebenbei den Lehm von der Hose und hielt die Hand über die Augen, um im grellen Sonnenlicht sehen zu können.
Verändert hatte sich nichts, immer noch war kein Auto, kein Mensch oder sonst etwas Hoffnung spendendes zu sehen. Auch Vögel hatte er bis jetzt noch keine gesehen, was ihm aber erst jetzt auffiel. „Wie ungewöhnlich“, dachte er, „über Feldern kreisen doch fast immer Vögel, sogar größere Raubvögel!“ Aber so sehr er seine Augen Anstrengte, weder in nächster Nähe noch über entfernten Feldern ließ sich ein Vogel ausmachen.
Und was ihm noch mehr zu schaffen machte: Kein einziges Gebäude. Bauwerke waren meistens eine Garantie, einen Menschen antreffen zu können. Wie gerne hätte er jetzt bei einem beliebigen Haus geklingelt, nur um ein anderes Gesicht zu sehen, auch wenn er sich dabei wohl lächerlich gemacht hätte.
„Das ist doch völliger Irrsinn!! Was ist nur verdammt noch mal passiert!?!“, schrie Walter aus Leibeskräften. Mit einem Mal hatte er die Nerven verloren und konnte kaum noch an sich halten. Das kleine Detail, dass kein Vogel und damit keine Spur von Leben zu entdecken war, brachte das fass zum Überlaufen.
Walter scharrte mit seinen Füßen die Erde auf und kickte Lehmbrocken in die Luft.
„Ich – will – hier – weg!“, sprach er leise, aber in voller Rage. Er begann zu laufen, erst langsam, dann schneller. Aus dem lockeren Lauf wurde ein Trab, dann schließlich ein Sprint. Nur weg von diesem furchtbaren Maisfeld, das für Walter den Ursprung seiner misslichen Lage darstellte. Weg, aus dieser völlig toten Zone, wo es kein Tier, keinen Laut, ja, kein Lebenszeichen zu entdecken gab.
Der Sprint steigerte sich in Raserei, Walters Blick war nur noch geradeaus gerichtet, er konzentrierte sich ausschließlich auf das Vorankommen. Der Lehm unter seinen Füßen verschwand, als er das brachliegende Stück Acker verließ, auf dem er eben noch gesessen hatte. Stattdessen rannte er jetzt über Graß, über eine große, wild gewachsene Wiese.
Die hüfthohen Graßhalme umspielten seine Beine, was auf der Jeanshose ein leichtes Rascheln erzeugte. Dadurch wurde er an seine frühe Kindheit erinnert, die Erinnerung bestand nur aus einem einzelnen, schemenhaften Bild: Eine große Wiese, der Duft von Graß.
Walter rannte Weiter, auch, als seine Muskeln zu schmerzen anfingen und sein Atem immer hektischer und unrhythmischer wurde. Er ließ die Wiese hinter sich, preschte über einen schmalen Trampelpfad, hinter dem direkt das nächste Feld lag. Es war ein Rapsfeld, Walter zögerte nicht und sprang regelrecht hinein.
Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen, aber er rannte weiter. Das Rapsfeld schien eine leichte Steigung zu haben, er rannte bergauf. Offenbar befand er sich an einem Hügel, den er vorhin nicht bemerkt hatte.
Dies registrierte er allerdings nur unterbewusst, denn mittlerweile war sein Sichtfeld fast komplett mit Schwärze bedeckt. Seine Muskeln brannten, jede Faser seines Körpers schrie wie eine brennende Geigensaite, aber er rannte weiter.

Überall Raps, auch an seinem Kopf, er war gestolpert und gestürzt.
Alles wurde schwarz, eine dumpfe Ohnmacht der Anstrengung umfing ihn.





6

Walter wusste nicht, ob er lag, stand, saß oder gar schwebte. Er wusste nur, dass sich sein Körper schwer und schlaff anfühlte. Als er langsam versuchte mit seiner Hand die Umgebung zu ertasten, versagten ihm sowohl der Wille, als auch die Kräfte; er war schlichtweg zu müde. Um ihn herum war nichts zu sehen, nur Schwärze. Undurchdringliche Schwärze, bedrohliche, tonnenschwer auf ihm lastende Schwärze, unendliche Dunkelheit.
Er war sich sicher, dass der Ort, an dem er sich befand, niemals auch nur einen einzigen Lichtstrahl durchflutet hat und er spürte, wie die Dunkelheit auch seinen Körper zu durchdringen, an ihm zu nagen, begann.
Doch tatsächlich war dies gar kein allzu unangenehmer Gefühl. Nein, je mehr er mit der Dunkelheit eins wurde, desto mehr schienen ihm sämtliche guten und unguten Empfindungen gleichgültig zu werden.
Und durch diese endlose Schwärze drang ein leises Brummen, ein statisches Maschinenbrummen. Und es kam immer näher, als ob es etwas ankündigen wollte; nicht bedrohlich, nicht beruhigend.
Eine langsame, mechanische Roboterstimme erklang. Nach jeder Silbe machte sie eine kurze Pause, nach jedem Wort eine längere Pause.
„Subjekt Schmitt 2 ... Experimentalstatus: Stasis ... Protokollbasis Temporär nicht..“

Blitzartig wachte Walter auf. „Ich wusste es doch, alles nur ein Traum“, schrie er förmlich. Doch er wusste es bereits besser, denn er lag nicht zu Hause in seinem bequemen Bett, sondern inmitten eines schmutzigen, harten Rapsfeldes.
„Nur das letzte habe ich geträumt.“, stellte er nach den wenigen Sekunden des Schrecks nun resignierend fest. „Was war das für eine seltsame Stimme…?“, überlegte er.
Erst nachdem er seinen schmerzenden Körper wieder aufgestellt und mit verkniffenem Gesicht eine Schritte zur Auflockerung gelaufen war, begann er über den kurzen Traum nachzudenken. Wie real er sich angefühlt hatte... Vielleicht war dies hier, so real es sicht anfühlte, doch auch ein Traum?
„Nein, Walter, das ist keine Traumwelt.“, er hielt sich den schmerzenden Rücken. „Dazu fühlen sich diese Schmerzen zu echt an.“
Doch ein Satz, eine Phrase der Stimme, die er im Traum gehört hatte, wollte ihm nicht aus dem Kopf: „Experimentalstatus: Stasis“
„Experimentalstatus… bin ich vielleicht in einem Experiment gelandet oder was? Bin ich womöglich von Außerirdischen entführt und an eine virtuelle Simulation angeschlossen worden?“ Er runzelte die Stirn und tat dann mit einer abfälligen Handbewegung die Überlegung als Unsinn ab. „So etwas gibt es nur in Filmen. Werde vernünftig, Walter!“
Wieder blickte er sich um. Er befand sich mitten im Rapsfeld, genau da, wo er aus Überanstrengung bewusstlos geworden war. In der Ferne konnte er immer noch das riesige Maisfeld erkennen, vor dem er nun zum zweiten Mal regelrecht geflüchtet war. Er stand auf der Spitze des Hügels, den er in blinder Raserei hinaufgesprintet war.
Langsam ließ er seinen Blick über die weitgehend gleiche Landschaft schweifen. Die einzige Abwechslung waren unbebaute Wiesenstücke, wie das, in dem er sich vor kurzem befunden hatte, oder Hügel, die sich aus dem eintönigen Farbbrei von Braun, Grün und Gelb in die Höhe hoben.
Es gab absolut nichts, was auf… Halt!
Der anderen, bisher unbetretenen Hügelseite zugewandt, konnte Walter etwas in der Ferne entdecken. Es war nicht mehr wie ein Schemen, ein verschwommener Schatten, der sich von den weichen Landschaftsformen abhob, aber eindeutig ein Bauwerk oder ähnliches.
„Da muss doch etwas sein!“, rief er freudig aus. „Womöglich ein Gebäude! Und wo ein Gebäude ist, da sind auch Menschen!“
Keinen Zweifel, als nächstes würde er sich zu besagter Stelle begeben, auch wenn dies in offenbar sehr weiter Entfernung lag und einen langen, beschwerlichen Fußmarsch erfordern würde.
„Das macht ja nichts, ich habe ja genug Zeit.“, sagte er zynisch. Immer öfter sprach er seine Gedanken aus, um einfach eine Stimme hören zu können, auch wenn es nur seine eigene war.
„Wie lange ich wohl geschlafen habe? Er schaut in den Himmel, um eine ungefähre Dauer anhand des Sonnenstandes bestimmen zu können. Im selben Moment traf es ihn wie ein Faustschlag: Der Stand der Sonne hatte sich, seit er vor Stunden das erste Mal in den Himmel geblickt hatte, kein Stück verändert!
Noch immer stand die Sonne genau über ihm, leuchtete von ihrem scheinbar höchsten Punkt aus.
In einem Anfall von daraus folgender Wut und Verzweiflung stampfte er wild auf dem Boden herum und obwohl er sich dabei wie ein kleines, trotziges Kind fühlte, konnte und wollte er nicht aufhören.
„Ich bin doch nicht geisteskrank!“
Langsam besann er sich wieder, denn er wollte nicht riskieren noch einmal umzukippen - in seinem derzeitigen Zustand womöglich für immer - und so entschied er sich dafür, nun seine Nerven zu sammeln und in aller Ruhe zum anvisierten Gebäude, oder was es auch immer war, zu laufen.
Doch schon sehr bald begannen ihm die Füße zu schmerzen, denn seine braunen Lederschuhen waren sicherlich nicht für längere Wanderungen auf holprigem Untergrund gedacht und er war sich sicher, heute bisher nicht wenige Kilometer zurückgelegt zu haben. Zunächst zum „Flugplatz“, dann durch das Maisfeld, was bisher der beschwerlichste Weg gewesen sein dürfte, dann am Maisfeld entlang und schließlich hierher. Was eine Tortur!
Seine, derzeit zumindest, besonders lahme Gangart tat ihren Rest. Auf früheren Wanderungen hatte er bemerkt, dass er mit einem zügigen Gang viel weiter und vor allem fast ohne Laufbeschwerden vorankam, sogar mit weniger geeigneten Schuhen. Aber im Moment war er froh, dass er überhaupt irgendwie vorankam; egal wie langsam.
Immer wieder blieb er für wenige Minuten stehen, was, wie er vermutete, der Linderung seiner Fußschmerzen nicht gerade zuträglich sein würde.
„Hätte ich jetzt nur was zu trinken!“
Doch schnell fiel ihm auf, dass er zwar ziemlich erschöpft und müde war, allerdings keinerlei Durst oder Hungergefühl hatte. „Das ist bestimmt irgendeine Schutzfunktion vom Gehirn.“ Aber warum sollte das Gehirn Durst unterdrücken? „Weil ich nie mehr etwas bekommen werde.“ Die Verzweiflung, die aus diesem Satz sprach, erschreckte Walter selbst und er fühlte, wie es ihm kalt den Nacken herunter lief.
Erneut hielt er inne und schaute sich um. Hinter ihm war als kleiner Umriss der Hügel zu erkennen, von dem aus Walter das Gebäude gesichtet hatte. Dieses schien jedoch kein Stück näher gerückt zu sein, obwohl er schon bis zur totalen Erschöpfung geradewegs darauf zu marschiert war.
„Ich sollte vielleicht eine Pause einlegen.“, sagte Walter. Eine Obstwiese, die nur knappe hundert Meter vor ihm lag, lud gerade dazu ein, sich an einen der Schatten spendenden Bäume zu lehnen und zu verschnaufen. Nach kurzer Zeit erreichte er den Rand der Anbaufläche, und sah, dass es sich hier um mit Früchten behängte Apfelbäume handelte.
Die Pflanzen waren nicht besonders hoch, es waren eher kleine Exemplare, sodass er sich ohne große Anstrengung einen Apfel pflücken konnte.
Die Frucht fühlte sich kühl und glatt an; Walter ließ sich ins Gras sinken.
„Hoffentlich sind da keine Pestizide dran.“, dache er noch, was ihn sogleich zu einem verbitterten Grinsen brachte. „Daran sollte ich mich in meiner momentanen Lage wohl besser nicht stören…“
Er biss hinein. Kaute. Irgendwas stimmte mit diesem Apfel nicht.
Nicht, dass er zu sauer oder zu süß schmeckte, geschweige denn vergiftet, oder Ekel erregend, nein, der Apfel schmeckte so, wie es Walter am wenigsten erwartet hätte: Nach absolut nichts.
Obwohl „nach nichts schmecken“ ein recht geläufiger Ausdruck ist, gibt es wohl nichts, was nach rein gar nichts schmeckt – dennoch hatte Walter den Eindruck, dass es auf diese Frucht zutraf. Es war ein sehr seltsames Gefühl, eine völlig geschmacklose Masse im Mund zu haben. Auch eine sättigende Wirkung schien sich nicht einzustellen, sodass Walter noch gleich einen zweiten Apfel hinterher würgte.
„Ist es vielleicht nur Einbildung, dass ich nichts schmecke? Bin ich vielleicht erkältet?“, überlegte Walter laut. „Was ist hier überhaupt nur los? Was ist verdammt noch mal passiert?? Das kann doch einfach nicht sein, dass ich nicht mehr zurück finde zu meinem Dorf. Und wie kann es sein, dass sich die Sonne keinen Millimeter bewegt? Seit dieser ganze Mist hier angefangen hat sind doch schon mindestens zwei Stunden vergangen! Eher mehr! Ich habe sogar geschlafen! Es müsste längst Abend sein…“
Wieder und wieder ließ er seinen Blick schweifen, über die Hügel und Felder, die sich scheinbar gleich vor seinem Auge ausbreiteten. Keine Menschenseele weit und breit.
„Eigentlich müsste hier doch mal so ein Traktor oder so etwas zu sehen sein. Normalerweise wird doch um diese Zeit auf den Feldern gearbeitet.“ Nicht selten war es ihm passiert, dass er von einem lautstarken Mähdrescher oder Traktor von seinem Standort vertrieben wurde.
„Ist heute vielleicht Feiertag? Ist deswegen keiner bei der Arbeit?“ Ihm war klar, dass Samstag war, aber das hielt in der Regel die Bauern auch nicht davon ab, ihre Ernte einzufahren. Ein Feiertag oder Dorffest hingegen hätte als Erklärung hinhalten können. Denn Erklärungen, das war es, wonach sein gesunder Menschenverstand im Moment geradezu schrie.
Wieder erklomm Walter mit schmerzenden Füßen einen Hügel, diesmal musste er durch ein abgeerntetes Kornfeld. Die gelblichen Halmreste standen zu Tausenden aus dem braunen Lehmboden, was den Eindruck eines gigantischen Nadelkissens erweckte.
Und endlich – als er auf dem Kamm des Hügels angekommen war, sah er, dass er dem Gebäude endlich ein Stück näher gekommen war. Dieses entpuppte sich jetzt bei genauerem Hinsehen als ein Kornspeicher mit angrenzender Holzhütte. Zu seinem Entsetzen musste Walter feststellen, dass allerdings kein Mensch in der Nähe war und dass die komplette Einrichtung schon sehr heruntergekommen aussah.
Er kam seinem Ziel immer näher und erreichte es schließlich.
Zunächst betrachtete er alles aus ein paar Metern Entfernung, denn irgendetwas schien ihm gewaltigen Respekt vor dem Speicher und Hütte einzuflößen, irgendetwas verunsicherte ihn. Ungestrichenes, vom Zahn der Zeit verdunkeltes Holz, an vielen Stellen stark vermodert.
Der Kornspeicher: Leer, das konnte er an den klaffenden Löchern sehen, die Einblicke in die zylinderförmige Holzkonstruktion boten. Lebensfeindliche Schwärze schien aus ihnen hervorzuquellen.
Die Holzhütte, fensterlos und nur durch eine, aus weiterer Entfernung nicht als solche zu erkennend Tür betretbar.
„Hier war ganz sicher seit Ewigkeiten kein Mensch mehr“, gestand sich Walter schließlich ein. Zum x-ten Mal war sein Blick langsam vom Holzspeicher links bis zur Hütte rechts gewandert und wieder zurück, und irgendwie zweifelte er daran, ob hier überhaupt jemals ein Mensch gewesen war. Das Alter der Gebäude war für ihn absolut nicht festzustellen. Obwohl sie so verkommen wirkten, waren sie doch irgendwie zeitlos; sie hätten zwanzig, dreißig aber auch hundert Jahre alt sein können.
Er zog mehrere Runden um die Baute, um sie sorgfältig von allen Seiten zu mustern.
Trotz seines Unbehagens, das er in Gegenwart der Holzhütte empfand, verspürte er einen Drang, einzubrechen um sie zu betreten. Dies würde angesichts der maroden Holztür sicher nicht allzu schwer werden.
Drinnen könnte er für eine Weile vor der prallen Sonne Schutz suchen, denn ein Sonnenbrand war das letzte, was er jetzt gebrauchen könnte. Momentan spürte er zwar noch nichts, sah auch keine Hautrötung, aber er war sich sicher, dass das nur eine Frage der Zeit war.
Auch gäbe es in der Hütte vielleicht irgendetwas Praktisches für seine weitere Reise oder sie könnte ihm ein Lager für die Nacht bieten.
„Sofern es hier überhaupt irgendwann Nacht wird“, wie er spöttelnd bemerkte.
Schließlich musste er auch darüber nachdenken, was ihm bisher zu verdrängen gelungen war, nämlich was ihn in der Hütte unter Umständen erwartete, was auf ihn lauern könnte und ihn dazu veranlasste, immer noch mehrere Meter Abstand von den Gebäuden zu wahren.
Er musste seinen Mut zusammen nehmen. Um Zeit zu gewinnen, ließ er noch einige Male seinen, diesmal sehr, sehr, langsamen Blick schweifen und drehte einige weitere Runden um die Hütte, doch endlich überwand er sich und lief zackig auf Holztüre zu, ergriff den Türknopf und zog.
Die Tür klemmte. Er zog wieder, doch die Tür war entweder von innen versperrt oder hatte sich mit den Jahren sehr verbogen. Er zog fester, immer fester. Doch je fester er zog und drückte, desto intensiver kamen seine Gedanken an das zurück, was in der Hütte auf ihn warten könnte. Er hielt inne, atmete durch. Als wollte er nach Eintrittserlaubnis fragen, klopfte er mit dem Zeigefinger gegen die Tür. Selbstverständlich folgten weder ein „herein“, noch sonst irgendwelche Laute.
Walter dachte nach, sah sich prüfend um, ob ihm nicht irgendjemand beim Hausfriedensbruch zusah - nichts wäre ihm derzeit lieber gewesen! - und trat zu. Das Holz splitterte, von der Tür war kaum etwas übrig, sie musste sehr morsch gewesen sein.
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05.08.2006, 00:55 Uhr Anzeigen
# 3
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Headcrab
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Die Geschichte ist wirklich spannend, gefällt mir jedenfalls. Wird die auch fortgesetzt?
12.08.2006, 00:00 Uhr Anzeigen
# 4
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Headcrab
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Sorry, dumme Frage, steht ja oben... :hammer-me:
12.08.2006, 00:03 Uhr Anzeigen
# 5
m00t  (35)
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Alien Grunt
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bin zu faul mir die durch zu lesen... is mir zu lang^^ gibts davon auch ne comic version?^^
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12.08.2006, 01:31 Uhr Anzeigen
# 6
Lamarr  (33)
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Ichthyosaur
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Ich bin momentan im URlaub und komme daher nicht so viel zum Schreiben. ^^
Was ich schon gemacht habe, ist, das Bisherige nochmal zu überarbeiten. Das beinhaltet die Berichtigung von Rechtschreibfehlern sowie eine geringfügige Änderung mancher Sätze.
Ich versuche aber, so bald wie möglich weiter zu schreiben und werde dann das Neue mit der verbesserten Fassung vom bisherigen Text online stellen.
Freut mich, dass es euch gefällt. :D
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12.08.2006, 12:28 Uhr Anzeigen
# 7
Lamarr  (33)
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Es geht weiter!


7

Die Tür klemmte. Er zog wieder, doch die Tür war entweder von innen versperrt oder hatte sich mit den Jahren sehr verbogen. Er zog fester, immer fester. Doch je fester er zog und drückte, desto intensiver kamen seine Gedanken an das zurück, was in der Hütte auf ihn warten könnte. Er hielt inne, atmete durch. Als wollte er nach Eintrittserlaubnis fragen, klopfte er mit dem Zeigefinger gegen die Tür. Selbstverständlich folgten weder ein „herein“, noch sonst irgendwelche Laute.
Walter dachte nach, sah sich prüfend um, ob ihm nicht irgendjemand beim Hausfriedensbruch zusah - nichts wäre ihm derzeit lieber gewesen! - und trat zu. Das Holz splitterte, von der Tür war kaum etwas übrig, sie musste sehr morsch gewesen sein.

Innen war es sehr düster, das wenige Licht fiel durch den Türrahmen, und bildete so Walters Umriss auf den Lehmboden ab. Ein schwacher, matter Schimmer drang durch die Drahtglasfenster.
Walter sah sich um. Die Hütte war nicht leer, was ihn erleichterte.
In der Mitte stand ein großer Tisch, nicht mehr als eine schäbige Konstruktion aus vier Kanthölzern und einer dunkelbraunen Spanplatte. Er war leer, abgesehen von einigen Schmutzrändern und einer fast fingerdicken Staubschicht. Walter schluckte.
„So viel Staub... Offenbar wurde diese Hütte tatsächlich seit Jahren nicht betreten.“ Mit einer schnellen Handbewegung wischte er über die Tischplatte, was Unmengen der winzigen Staubkörnchen aufwirbelte. Gleich darauf bekam er einen Husteanfall, der sich aber nach einer Minute legte.
Außer dem verstaubten Tisch gab es noch einen altmodisch aussehenden Wandschrank im hinteren Teil der Hütte. Walter hatte ihn zu Anfangs gar nicht bemerkt, zögerte jetzt aber nicht, ihn genau zu untersuchen. Der Schrank war, wie der Tisch auch, leicht schief und von Staub regelrecht überzogen. Er besaß zwei kleine Türen im unteren Teil, wurde nach oben schmäler und bot ansonsten nur offene Ablagefächer an.
Walter beugte sich nach unten um zu prüfen, ob die kleinen Türen verschlossen waren. Wie er es nicht anders erwartet hatte, waren sie es. Er dachte nach, ob er sie eintreten solle; er dachte darüber nach, ob er nicht die ganze Hütte eintreten solle - nach genauer Inspektion des Gebäudes war er sich relativ sicher, dass er beiderlei problemlos geschafft hätte. Vielleicht würde ihn ja jemand erwischen und dann direkt bei der nächsten Polizeistation abliefern...
Doch ihm war klar, dass das nicht geschehen würde, denn es war ja niemand da, und ebenso wenig gab es in dieser gottverlassenen Gegend eine Polizeistationen, um ihn dort abzuliefern.
Schließlich ließ er die Schranktürchen, Schranktürchen sein und überlegte, was er als nächsten tun solle. Weiterlaufen? In der Hütte bleiben, zumindest für einige Zeit? Sich gar schlafen legen?
Vor allem letzteres reizte ihn besonders, denn selten hatte er sich derart müde und kaputt gefühlt wie zu dieser Zeit. Sein Kopf pochte, sein Rücken sendete ziehende Schmerzimpulse bei jeder einzelnen Bewegung und seine Fußsohlen taten er derart weh, dass er für ein eiskaltes Fußbad im Moment bereit gewesen wäre, mindestens zehn Jahre seiner ihm noch verbleibenden Lebenszeit an den Teufel persönlich zu verkaufen.
"Es hätte schlimmer kommen können. Immerhin ist der Tinnitus weg...“, dachte Walter sarkastisch.
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15.08.2006, 16:25 Uhr Anzeigen
# 8
CmP  (32)
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Bullsquid
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hab sie mir durchgelesen. Man ist das spannend. Mach ruhig weiter! :cool: Ich finde nur das die Roboterstimme irgendwie nicht passt. Aber sonst ist es verdammt geil. Wird die Geschichte ein Ende haben?
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17.08.2006, 01:04 Uhr Anzeigen
# 9
Lamarr  (33)
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Ichthyosaur
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Die Roboterstimme hat schon ihren Grund, das wird später noch aufgeklärt. Es geht in den nächsten Tagen weiter. :cool:
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17.08.2006, 12:20 Uhr Anzeigen
# 10
CmP  (32)
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Bullsquid
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Roboter
Cool, hatte ich mir gedacht. Für alle die jetz sagen ich bin zu faul um es zu lesen, es lohnt sich.
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[Beitrag wurde 1x editiert, zuletzt von CmP am 17.08.2006, 18:41]
17.08.2006, 18:40 Uhr Anzeigen
# 11
CmP  (32)
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Bullsquid
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hmm, wenn geht es weiter?
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04.09.2006, 18:43 Uhr Anzeigen
# 12
Lamarr  (33)
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Ichthyosaur
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Jetzt geht es endlich wieter!
Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber im Urlaub bin ich weniger zum schreiben gekommen, um mein Mit-Autor konnte überhaupt nicht mitwirken.
Aber jetzt-
Bis zum nächsten Teil wird es sicher nicht mehr so lange dauern!


Vor allem letzteres reizte ihn besonders, denn selten hatte er sich derart müde und kaputt gefühlt wie zu dieser Zeit. Sein Kopf pochte, sein Rücken sendete ziehende Schmerzimpulse bei jeder einzelnen Bewegung und seine Fußsohlen taten er derart weh, dass er für ein eiskaltes Fußbad im Moment bereit gewesen wäre, mindestens zehn Jahre seiner ihm noch verbleibenden Lebenszeit an den Teufel persönlich zu verkaufen.
"Es hätte schlimmer kommen können. Immerhin ist der Tinnitus weg...“, dachte Walter sarkastisch.
Doch, etwas Schlaf, das wäre genau das, was er jetzt brauchte. Zweifellos würde es bald dunkel werden und auf keinen Fall wollte er dann noch draußen herum irren, geschweige denn auf einem Acker übernachten.
Er überlegte, dass er sich womöglich mittlerweile so tief in eine verlassene Ackergegend verlaufen haben könnte, dass es besser wäre, sich jetzt auszuruhen und später mit neuer Kraft wieder auf die Suche zu gehen.
Voller Wut fügte er für sich selbst hinzu: „Das sollte nicht mehr werden, als ein simpler, kleiner Fußmarsch. Ich wollte nicht mehr, als mein Modellflugzeug steigen lassen! Und wo lande ich? In einer verlassenen Hütte, in der ich jetzt sogar noch übernachten muss.“
Obwohl sein Verstand ihm genau davon abriet, angesichts eventueller Insekten, Tiere, oder sonstiger Bedrohungen, die eine fremde Umgebung bei Nach mit sich bringen könnte, gab er seinem natürlichen Schlafbedürfnis nach und ließ sich in eine Ecke seines erbärmlichen Nachtlagers sinken. Dass er sich möglicherweise auf dem kühlen Lehmboden erkälten würde, kümmerte ihn nicht mehr im Mindesten.
Nur wenige Minuten später fiel er in tiefen Schlaf.
8

Walter träumte nicht, ihn umfing nur endlose Schwärze, durch die er völlig ungebremst und immer schneller nach unten fiel. Wo unten war, das wusste er nicht. Zeit gab es für ihn nicht mehr und auch Gedanken schienen in diesem endlosen, schwarzen Raum nicht zu existieren. Nur die scheinbar nie aufhörende Abwärtsbewegung hielt seinen Geist wach.
Walter fiel.
Und nach Äonen des Fallens, nach einer Zeitspanne von nicht definierbarer Länge, kehrte sein Denken wieder zurück. „Träume ich? Bin ich wach? Ist dies die Wirklichkeit?“
Er verspürte keine Angst, denn wie er bis vor kurzem nicht fähig war zu denken, schien er auch nicht fähig, irgendetwas zu empfinden. Es gab nichts, außer ihm und der endlosen, durchdringenden Schwärze.
Als er an sich heruntersehen wollte, um zu schauen, ob er sich während seiner Ohnmacht körperliche Schäden zugezogen hatte – wie auch immer – stellte er fest, dass er keinen Körper mehr besaß. In seinem momentan Zustand, der völlig frei von Emotionen war, überraschte ihn das nicht einmal. Er registrierte es nur mit der nüchternen Sachlichkeit einer seelenlosen Maschine und zog seine Schlüsse daraus.
„Dies kann nicht real sein. Ich träume – anders kann es nicht sein.“
Seltsamerweise meinte er sogar zu spüren, wie ihm die Haare um die Ohren flatterten; er meinte sogar ein Übelkeit erregendes Kitzeln in der Magengegend zu spüren, so absurd das alles auch wahr. „Vielleicht ist das so ähnlich wie diese Phantomschmerzen, die Leute mit amputierten Gliedmaßen haben.“, mutmaßte er.
Auch fühlte er jetzt, dass er immer schneller wurde. Er hatte den Eindruck, nach oben zu fallen, gleichzeitig aber auch nach unten.
„Bin ich etwa auf so einer Art Astralreise?“ Schon mehrfach hatte er Berichte gelesen, in denen Leute von sogenannten „Außerkörperlichen Erfahrungen“ berichtet hatten. Diese haben angeblich meistens in Todesnähe stattgefunden, zum Beispiel bei gerade verunfallten Personen.
Dann, mit diesem Gedanken verbunden, fühlte er das erste Mal seit scheinbar langer Zeit etwas: Angst. „Moment Mal! Diese Leute, die von so was berichten, waren doch meistens schon klinisch tot und wurden mit Elektroschocks wiederbelebt. Bin ich etwa gestorben?“
Plötzlich entdeckte Walter, der immer noch völlig körperlos durch die Dunkelheit flog, ein Licht in der Ferne. Er bewegte sich darauf zu, immer schneller. „Wenn dass tatsächlich das berühmte „Licht am Ende des Tunnels“ sein soll“, dachte er sarkastisch, „lässt das angeblich damit verbundene Glücksgefühl aber lange auf sich warten.“
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05.09.2006, 13:33 Uhr Anzeigen
# 13
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Headcrab
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16 Beiträge
>Man ist das klasse! :)
diese geschichte könnte sogar ein Super Film knüller werden!
respekt!
05.09.2006, 17:40 Uhr Anzeigen
# 14
Lamarr  (33)
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Ichthyosaur
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Dabei seit: 28.11.2004
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Vielen Dank für das Lob! In der Tat wäre das als Film sehr interessant und wurde sicherlich in ähnlicher Form auch schon umgesetzt. Aber eines kann ich jetzt schon sagen: Die Geschichte wird noch einige - meiner Meinung nach zumindest - komplett neue Ideen bringen.
Bleibt dran, aich wenn es manchmal etwas länger dauert. :)
Bevor ein neuer Teil rausgeht, wird er erst überarbeitet. In der Tat werden auch frühere Kapitel immer mal wieder ein klein wenig verbessert. Daher wird es, wenn die Geschichte beendet ist, eine "Gold Version" geben, mit allen Verbesserungen.

Außerdem kann ich gerne noch ältere geschichten veröffentlichen, die ich und mein CoAutor - neufeld - verfasst haben.
Darunter wären:
- "Der Kampf des Helmut Oden" - bizarre Story eines Behinderten, der in einem Restaurant wohnt
- "Verfolgt von Gernot Dankner" - ein Staubsaugervertreter wird von einem Phantomsportlerer verfolgt, der ihn langsam in den Wahnsinn treibt

Ich freue mich (wie immer) auf Feedback. :cool:

Edit: Wenn ihr jemanden kennt, dem die Geschichte auch gefallen könnte, dann könnt ihr ihm ruhig den Link geben. Je mehr Leser desto besser! :D
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[Beitrag wurde 1x editiert, zuletzt von Lamarr am 05.09.2006, 19:50]
05.09.2006, 19:41 Uhr Anzeigen
# 15
CmP  (32)
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Bullsquid
2.474 Punkte
Dabei seit: 12.08.2006
737 Beiträge
hi, ja die geschichte ist wiklich gut, also mit Stasis meinst du die gleiche Stasis wie in HL indemfall oder?
Ja, du kannst schon auch die anderen veröffentlichen.
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06.09.2006, 20:30 Uhr Anzeigen
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