Wieder mal ne 'Spätlese' von mir: Das Kinojahr 2004
Ich finde, dass wir auch ohne 'Lord Of The Rings' und 'Matrix' bisher ein sehr unterhaltsames Kinojahr hatten. Gut, am Anfang hing mir noch der Abschied von den Gefährten etwas nach, bei '21 grams' ging mir dann aber doch wieder das Herz auf; Fantastischer Film mit einer überwältigenden Naomi Watts, Sean Penn in Höchstform und Benicio del Toro in gewohnt genialer Charakter-Rolle. Die sehr präzise Kamera erinnert mit ihren starken Bildern an Michael Ballhaus, ein unscheinbares Meisterwerk für Liebhaber des echten guten Films.
'Van Helsing' war dann das krasse Gegenstück, was die Erzählweise und vor allem das Zielpublikum anbelangt. Ich fand' ihn nicht sooo berauschend, er scheint aber allgemein wohl ganz gut angekommen zu sein. Ist eben solides gutes Popcorn-Kino das einen runden Gesamteindruck hinterlässt. Es passt zwar alles zusammen und sieht gut aus, aber irgendwo blieb er mir nicht so sehr im Gedächtnis haften wie '21 grams'. Er erinnerte mich etwas an 'Underworld', den ich ebenso durchschnittlich aber keineswegs schlecht fand.
Für 'Cold Mountain' durfte man dann sein Niveau wieder anheben. Besonders überraschend, wie Rene Zellweger als schroffe Ruby Thewes eine klasse schauspielerische Leistung vollbringt und sich damit keineswegs hinter Nicole Kidman zu verstecken braucht. Ansonsten prägen die starken Bilder und das gute Drehbuch das Bürgerkriegsdrama, das mich wieder mal im Glauben an Anthony Minghella bekräftigt hat.
Johnny Depp, Hollywoods 'komischer Kautz', konnte sich im 'Geheimen Fenster' so richtig austoben. Leider darf ich das Ende hier nicht verraten, es ist aber ähnlich überraschend wie in 'The 6th Sense', 'The Game' oder 'Fight Club'. Gut auch der Spruch, als Johnny verängstigt mit einem Paddel durchs haus läuft und dann plötzlich sein Anwalt auftaucht und ihn fragt, was er denn mit dem Paddel wolle, ob er Pirat spielen möchte... Depp kommt von seinem Cpt.Sparrow-Ruf einfach nicht mehr runter... *g*
'The Day After Tomorrow' wurde bereits im Vorfeld schräg angeguckt weil von Emmerich. Im Grunde haben sie auch recht gehabt: Es wird wieder ein Effekt-Feuerwerk der Superlative abgefackelt und es ist wieder ein Script voller Klischees. Aber es ist auch Jake Gyllenhaal und es ist ein definitiv präsenteres Thema als 'Riesenechsen in New York' oder 'Aliens bedrohen Menschheit'. Und damit ist es eben nicht ganz der gewohnte Emmerich, auch wenn Erzähltechnik und Script stark an ID4 erinnern, wirkt der Film doch melancholischer und weniger mit Gags geplättet. Das Thema 'Klima' wird in den Vordergrund gerückt, leider noch vor die glänzenden aber unterforderten Darsteller. Trotzdem platziert er sich würdig in der Reihe der Filme, die dieses Filmjahr zu einem bisher guten Filmjahr gemacht haben.
Und nun: 'Shrek 2'. Klasse. Einfach nur gut. Okay, der Überraschungseffekt aus Teil 1 fehlt natürlich, und ich halte (im Gegensatz zu einigen hier) den Anfang für den schwächsten Part des Films. Der geht aber nur bis zur erwähnten Fahrt nach 'Weit weit weg', denn danach hab ich mich ständig nur noch weggepisst. Am Ende ist er natürlich am stärksten, denn der Höhepunkt wird mit der Erstürmung der Burg stärker ausgebaut als das im Vergleich schon putzige Finale von Teil 1 in der Kirche. Klasse auch die singende gute Fee dazu und die Szene, als Pinocchio sich á la 'M:I 2' den Schacht hinabwirft, sich dann in den Seilen verheddert und lügen muss: 'Ich trage Frauenunterwäsche' und seine Nase dann nicht wächst. Ich hab mich nicht mehr eingekriegt.
Also ich finde ihn mindestens genauso gut wie seinen Vorgänger. Die Gag-Dichte schwankt zwar und ist nicht so durchgehend wie in 'Shrek' seinerzeit. Aber dafür belohnt er mit einem prächtigeren Finale und Drachen-Esel-Babies (beim Abspann sitzen bleiben!).
'Spiderman 2' muss wohl sehr gut sein, wenn auch etwas 'kitschig' wie es jemand ausgedrückt hat, also übertrieben pathetisch. Ich werd' ihn mir im August irgendwann mal reinziehen, erstmal gehts ab in den Urlaub...
Deckaux
