Die Distributionswebsite GoG.com, ursprünglich darauf spezialisiert, Spieleklassiker aus den 1980er und 1990er-Jahren zu veröffentlichen, verkauft seit kurzem auch aktuelle Titel und steht somit in direkter Konkurrenz mit Steam. In einem Interview, das im Zuge dieser Umstellung mit Rock, Paper, Shotgun geführt wurde, kritisierte das Unternehmen die Spieleplattform von Valve oder besser gesagt die häufigen Rabattaktionen von Steam: "Wenn Spiele mit zu großen Preisnachlässen verkauft werden - man sieht hier und da oftmals Rabatte über 80% - sendet man eine Botschaft an die Gamer. Vereinfacht ausgedrückt: Dieses Spiel ist nicht viel wert."
GoG.com räumt zwar ein, dass Entwickler "abertausende Verkäufe" erzielen können, wenn es günstig ist, sie würden aber "den Langzeitwert ihrer Marke schädigen", da Spieler immer auf die nächste große Rabattaktion warten würden. Nicht nur die Macher der Spiele, auch die Käufer selbst sieht das Unternehmen gefährdet: "Hohe Preisnachlässe sind auch schlecht für die Spieler. Wenn jemand ein Spiel kauft, das er oder sie nicht will, nur weil es im Angebot ist, werden sie dazu trainiert, schlechte Käufe zu tätigen und lernen ebenfalls dabei, dass Spiele keinen Wert haben." In einem Artikel von The Penny Arcade Report widersprechen allerdings einige Indie-Entwickler den Aussagen von GoG.
Ichiro Lambe, Macher des Indie-Hits AaaaaAAaaaAAAaaAAAAaAAAAA!!!, erinnert sich an eine Diskussionsrunde an der er kürzlich teilnahm: "Jemand beschwerte sich, dass Spieler nicht dazu bereit sind, genug zu bezahlen, um uns Entwickler zu unterstützen und meine Antwort war: Na und? Das ist nicht deren Job." Sein Fazit: "Ich kann mich über niedrige Preise aufregen oder ich kann mich darauf einstellen, wieviel Leute gewillt sind, für meine Werke zu bezahlen. Ich mache lieber das Letztere." Ähnlich sieht das auch Mike Ambrogi, Entwickler des Titels Jamestown.
Zitat: Original von Mike Ambrogi On the first day of the Steam summer sale, we earned more money than Jamestown’s entire earnings up to that point times three. The importance of those events to our company’s surivival can’t be overstated, and because we are poor, our survival is predicated on that kind of short-term thinking.
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Am ersten Tag des Steam Summer-Sale hat das Indie-Studio dreimal mehr verdient, als mit allen Verkäufen seit dem Release zusammen. Auch Ambrogi ist besorgt, dass Spiele an Wert verlieren, sieht das allerdings weniger im Zusammenhang mit dem Preis als mit der schieren Anzahl. "Jeder hat eine Liste an Spielen im Kopf und eine Liste an Spielen auf der Festplatte und bei vielen Spielern sorgen Rabattaktionen nicht einmal dafür, dass dein Spiel gespielt wird. Sie sind ein Weg, um dein Spiel von der Liste im Kopf der Spieler auf die Liste ihrer Festplatte zu bringen." Er geht davon aus, dass wenn alle Indie-Entwickler plötzlich aufhören würden, an Rabattaktionen teilzunehmen, weniger Geld in diesen Bereich der Spielebranche fließen würde und deutlich weniger Indie-Studios in der Lage wären, ihre Investitionen wieder einzuspielen.