Als hätte Valve im Jahr 2004, kurz vor der Veröffentlichung von Half-Life 2, keine anderen Sorgen gehabt, waren die Entwickler auch noch in mehreren Rechtsstreits mit ihrem damaligen Publisher Vivendi verstrickt. Valve hatte den französischen Konzern verklagt, weil dieser widerrechtlich Lizenzen für Cyber Cafes verkauft hatte. Im Gegenzug verklagte der Publisher auch Valve wegen Steam. Kurzzeitig wurde von Vivendi sogar erwogen den Release von HL2 um bis zu sechs Monate zu verschieben. Dass nach solchen Drohgebärden keine weitere Zusammenarbeit mehr sinnvoll erscheint, sahen wohl beide Seiten und so gingen die beiden einige Monate später getrennte Wege.
Im Juli 2005 gaben Valve und Electronic Arts in einer gemeinsamen Pressemitteilung ihre zukünftige Kooperation im EA Partners Label bekannt. Der kalifornische Publisher hat seitdem jedes neue Valve-Spiel vertrieben. Für die Spieleschmiede war es gleichzeitig aber auch immer von essentieller Bedeutung unabhängig zu bleiben und so kümmerte sich das Studio selbst um Finanzierung, Support und Marketing und hatte somit in allen Entscheidungen auch immer das letzte Wort. Bisher scheint die Zusammenarbeit gut verlaufen zu sein, doch offenbar gibt es keinen Automatismus, dass Electronic Arts jedes neue Valve-Game veröffentlichen darf. EA Partners-Chef David DeMartini zu einem möglichen Vertrieb von Portal 2:
Zitat: Original von David DeMartini Wir sprechen noch darüber. Das interessante an Valve ist, dass sie immer großartige Spiele machen. Sie veröffentlichen sie genau dann wenn sie sie veröffentlichen. Sie sind ein hochkarätiger Partner und sie verlangen von jedem in der Partnerschaft Spitzenleistungen. Man verdient sich ihre Zusammenarbeit jedes Mal erneut. Wir sind gerade dabei uns die Zusammenarbeit für Portal 2 erneut zu verdienen und wir sind aufgrund unserer engen Beziehungen sehr optimistisch. Wir machen viele Geschäfte auf Steam. Sie machen mit uns viele Geschäfte auf der Distributions-Seite.
|
Dass ein Vertreter des weltweit zweitgrößten Spielepublishers vor einem einzelnen Entwicklungsstudio derart in die Knie geht, hat natürlich einen guten Grund: Für Electronic Arts bedeutet der Vertrieb von Valve-Spielen leicht verdientes Geld. Zwar erhält EA pro verkauftem Spiel nicht soviel wie bei einem selbst produzierten Titel, muss auf der anderen Seite allerdings auch nicht für die Entwicklungskosten aufkommen und hat somit so gut wie kein finanzielles Risiko, vorausgesetzt die Spieleboxen bleiben nicht wie Blei in den Regalen liegen - was bei Valve-Spielen aber tendenziell ausgeschlossen werden kann.
Das hat aber offensichtlich auch Valve erkannt und lässt den Publisher, wohl auch um in den zur Zeit laufenden Verhandlungen noch bessere Konditionen für sich herausschlagen zu können, gerne eine Weile zappeln. Bereits letztes Jahr lief es ähnlich ab, als Valve bei der Vorstellung von Left 4 Dead 2 auf der E3-Spielemesse noch nicht bestätigen konnte, dass Electronic Arts das Spiel vertreiben wird.