Die Frage ist, was will Defcon vermitteln? Vielleicht will es dir ja genau dieses Schreibtisch-Täter gefühl geben - "200 Millionen. Na und?" - und durch die Reflektion deiner selbst wird dir die Unmenschlichkeit eben derer Bewusst, in deren Lage dich das Spiel versetzt. Klar, macht dir das Spiel spaß, es ist ja auch technisch gut umgesetzt und gibt dir den Drall und dabei ohne die reelle Verantwortung dir zuzuschieben - nur, einen komischen Bräsidenten der Push spielt, wird auch seine reelle Verantwortung nicht wahrnehmen, solange die Bombe nur weitgenug weg explodiert.
Das könnte man von Hitman auch behaupten. Das Spiel will vermitteln in welcher unmenschlichen Lage man sich als Profikiller befinden muss, wenn man sich doch so grämt, dass einem Jahrmarktbesitzer das Rießenrad stehen geblieben ist und so dessen Tod gerechtfertigt wird. Wenn die Entwickler nicht diesem moralischen Druck ausgesetzt wären und nicht so große Angst hätten, dass ihr Spiel indiziert wird, hätten sie sich sicher keine fadenscheinigen Geschichten ausdenken müssen, die angeblich rechtfertigen jemanden zu töten. Wer bezahlt denn schon einen Killer, um einen Jahrmaktbesitzer zu töten?
Wenn die Brutalität eines Spiels nach der Menge der getöteten Menschen bemessen wird, bekäme Hitman eine weiße Plakette. Schließlich sterben in jedem Age of Empires-Match mehr Menschen als in ganz Hitman zusammen.
Naja, aber Defcon zB arbeitet mit simplen Grafiken auf einer Weltkarte. Hitman wird nicht aus der perspektive eines auftraggebers oder agenturs gespielt sondern als pilot der atombombe... das macht schon einen unterschied
Naja, aber Defcon zB arbeitet mit simplen Grafiken auf einer Weltkarte. Hitman wird nicht aus der perspektive eines auftraggebers oder agenturs gespielt sondern als pilot der atombombe... das macht schon einen unterschied
Das ist ja das, was ich meine. Es ist doch egal, wie viele Menschen sterben, solange man sie nicht sieht. Du siehst nur einen weißen Kreis und das sollen dann 200 Mio getötete Menschen sein. Genauso gut könnte man sagen, dass das eine große Erdbeertorte war. Deswegen verstehe ich auch die "kleine" Aufregung über Defcon nicht. Sogar Hardwaresiten, die mit Spielen, bis auf Benchmarks, nichts zu tun haben, berichteten mit reißerischen Überschriften wie "Massenvernichtung als PC-Spiel" über Defcon. Mich würde mal interessiern, welche USK-Freigabe das Spiel bekommt.
[Beitrag wurde 2x editiert, zuletzt von Attrax am 03.10.2006, 21:26]
Die Grenzen für das was moralisch hatbar ist passen sich immer dem an was auf den Markt geschmissen wird - früher oder später aktzeptieren die Leute das und findens toll. Dies ist sowohl im Film- als auch im Spielegenre der Fall. Schaut man nach Japan weiß man in etwa wie das weitergeht.
Wichtig ist nur wie der Inhalt inszeniert und umgesetzt wird - Postal z.B. ist ein Spiel das da in jeder Hinsicht versagte...